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ferdinand hiller - lorelei, op. 70 lyrics

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[die nixen]
die woge ist h+ll und das wasser ist lau
es glänzt durch des schlosses kristallenen bau
hervor, hervor auf grünlicher welle
zu tanz und gesängen in sonniger h+lle!
der mai ist gekommen, der liebliche mai
er bringt uns das opfer der lorelei

{die geister der reben]
auf der woge mag die nixe sich ergeh’n;
lasst uns eilen, nach der rebe seh’n
bald muss sie glüh’n
bald muss sie blüh’n
lasst uns bereiten die köstlichen säfte
lasset uns weben die göttlichen kräfte
auf dass die kinder der menschen uns preisen
und uns erfreuen mit lieblichen weisen

[die nixen]
rebengeister auf den höh’n
horcht, o horchet uns’rem fleh’n
suchet uns die schöne fei
bringt herbei die lorelei
dass mit süßer melodei
sie verschöne uns den mai
{die geister der reben]
wir gehorchen eu’rem wort
suchen hier und suchen dort
seht sie schlafend unterm dach
neu begrünter bäume!
wunderbare fee, erwach’
scheuche fort die träume!
aus den tiefen
wo sie schliefen
rufen dich mit langen tönen
all’ die wunderschönen
wasserfrauen
h+ll zu schauen;
komm herbei
lorelei
heute ist der junge mai!

[lorelei]
lasset, lasset mich in frieden!
abgeschieden von der welt
die mein dasein mir vergällt
lasst mich träumen
lasst mich schweigen
zwischen schlanken bäumen
überwölbt von lichten zweigen
[die nixen]
die woge ist h+ll und das wasser ist lau
es glänzt durch des schlosses kristallenen bau
die rosen und lilien erblühen im grund
nun öffne den lieder sprühenden mund!
du süße lorelei, singe!
wir wollen jetzt halten den maientanz
auf blonden locken den schilfigen kranz
o bring’ in den fluss den gespielen geschwind
o sing’ uns hernieder ein menschenkind!
du süße lorelei, singe!

[lorelei]
ach, sie fordern meine lieder
und des neuen opfers gabe!
fänd’ ich doch die töne wieder
die ich sonst gesungen habe!
doch seit liebe ich gefunden
seit der liebste mich betrogen
ist mir gift ins herz gegossen
tod mir in die brust gezogen
in das auge drang
mir der böse bl!ck
und mein wilder sang
bringet das geschick!
nein, ich singe sie nicht wieder
denn es töten meine lieder
[die nixen]
o süße lorelei, singe!
o sing’ uns hernieder ein menschenkind
und send’ in den fluss gespielen geschwind!

[fischerknabe]
es strahlt die welt so h+ll und licht
wie sel’ge blüten im mai;
die welt hat gar ein hold gesicht
wie sel’ge blüten im mai
so friedenselig schaut mich an
der fels, der wald, die wasserbahn
gleite, mein segelnd schifflein!

[die nixen]
o holder knabe, o süße lieder!
lorelei, sing’ ihn zu uns hernieder!

[fischerknabe]
es strahlt mein herz so h+ll und licht
wie sel’ge blüten im mai;
mein herz hat gar ein froh gesicht
wie sel’ge blüten im mai!
nicht wunsch und sehnen ficht mich an
klar seh’ ich erd’ und himmel an
gleite, mein segelnd schifflein!

[die nixen]
o holder knabe, o süße lieder!
lorelei, sing’ ihn zu uns hernieder!

[lorelei]
welch’ unschuldsvolles lied
aus reinem herzen
wie er zur klippe zieht!
mir macht es schmerzen
o dieser seelenfrieden
o dieses menschenglück
mir ruft’s zurück
den schlimmen, der mit trug von mir geschieden
die pein erglüht
der grimm entsprüht;
mein heimlich wühlen
ich muss es kühlen
ich muss es singen
verderben bringen!

[fischerknabe]
o himmel! welch’ ein mächtig bild
hoch auf dem felsenkamme!
sie singt und schlägt die harfe wild
ha! ihr haar weht wie ‘ne flamme!

[lorelei]
o knabe jung und hold
dein harret minnesold
o komm, hier auf steiler felsenhöh’
sing’ ich dir mein lied
sing’ in tiefem liebesweh’
das zu dir mich zieht!
frische lüfte wehen oben
rauschen kühlend um die brust
und du fühlest dich gehoben
atmest schauernd liebesl+st!
es glänzt in herrlichkeit
der himmel, der so weit;
im schönheitskleid
prangt alles heut’
allwärts seligkeit
komm herauf zu mir!
ach, deiner wart’ ich hier
heißer liebesschmerz
lodert durch mein herz

[fischerknabe]
o schrecklich aug’, o süßer sang!
mir wird so heiß, so froh, so bang!

[lorelei]
wag’ es, der schönheit
ins auge zu seh’n
horche ihrem wort
in tiefe liebesflut
tauch’ unter fort und fort
schmerzliche wonne, süße pein
wird dir bei mir!
die ganze welt, das himmelszelt
versinkt vor dir

[fischerknabe]
o schöne fee, zu dir hinan!

[lorelei]
schon fasst die brust
todesl+st;
ich muss verderben
der jüngling muss sterben!

[fischerknabe]
ha, weh’ mir, es schw+nkt der kahn
das ruder ist zerbrochen!

[lorelei]
wag’ es, der schönheit
ins auge zu seh’n
horche ihrem wort
in tiefe liebesflut
tauch’ unter fort und fort
wag’ es, sonst ewig ungestillt
glühende sehnsucht den busen füllt!

[fischerknabe]
mein herz, mein herz, o wildes pochen!
sah schönheit und hab’ lieb’ gefühlt!
ach, von feuer ist mein herz durchwühlt!
o l+st, o pein! o junger mai
das war der sang der lorelei!

[die geister der reben]
jetzt sinket der kahn, es fasst ihn der schlund
jetzt zieh’n sie den schönen knaben zum grund
ihn tragen die nixen zum schlosse hinab
ins schaurig süße, ins feuchte grab
o lorelei
du schlimme fei!

[lorelei]
ich bin nicht schlimm, ich bin nicht gut;
fast dauert mich das junge blut
ich singe meine melodei
nicht frei
ich muss, ich muss!
weh’ dem, der hört die lorelei!

[die nixen]
komm mit uns, du süßer, du holder genoss
ins ewige reich, ins kristallene schloss;
du lebest aufs neue, du lebest im glanz
der schmeichelnden wellen und tanzest den tanz
der wonnigsten freude in leuchtender kühle
entfernt von der menschen wirrem gewühle
entfernet von ird’schem getriebe
dir leuchtet die schönheit und liebe

[lorelei]
o knabe, fahr’ wohl, fahr’ wohl!



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